Der schönste erste Satz


Wettbewerb

Der schönste erste Satz“ war ein Wettbewerb der im Jahr 2007 ausgetragen wurde. Ziel war es, den „schönsten ersten Satz“ der deutschsprachigen Literatur zu wählen.

Menschen aller Altersgruppen (Kinder, Jugendliche, Erwachsene und Senioren) waren aufgerufen, den ersten Satz eines deutschsprachigen Buches (keine Übersetzungen) vorzuschlagen, der sie besonders beeindruckte, faszinierte, bezauberte oder neugierig machte.

Es beteiligten sich über 17.000 Leser aus Deutschland und 60 anderen Staaten. Alle Einsendungen wurden durch eine Jury sortiert und bewertet, und schließlich die ersten 3 Gewinner in 3 Kategorien (und der Sonderkategorie „Ausland“) ermittelt. Der Wettbewerb wurde organisiert von der „Initiative Deutsche Sprache“ und der „Stiftung Lesen“.

Die Gewinner des Wettbewerbs wurden Anfang November 2007 in der Frankfurter Oper in Frankfurt am Main gekürt. Den 1. Preis gewann der Anfang des Romans „Der Butt“ (1977) von Günter Grass: „Ilsebill salzte nach.“

Gewinner Sätze

Literatur

  1. Ilsebill salzte nach.“ Günter Grass, „Der Butt“
  2. „Als Gregor Samsa eines Morgens aus unruhigen Träumen erwachte, fand er sich in seinem Bett zu einem ungeheuren Ungeziefer verwandelt.“ Franz Kafka, „Die Verwandlung“
  3. „Hamilkar Schaß, mein Großvater, ein Herrchen von, sagen wir mal, einundsiebzig Jahren, hatte sich gerade das Lesen beigebracht, als die Sache losging.“ Siegfried Lenz, „Der Leseteufel“ aus „So zärtlich war Suleyken“

Kinder- und Jugendbücher

  1. „In der Mottengasse elf, oben unter dem Dach hinter dem siebten Balken in dem Haus, wo der alte Eisenbahnsignalvorsteher Herr Gleisenagel wohnt, steht eine sehr geheimnisvolle Kiste.“ Janosch, „Lari Fari Mogelzahn“
  2. „Es fiel Regen in jener Nacht, ein feiner, wispernder Regen.“ Cornelia Funke „Tintenherz“
  3. „Entweder mache ich mir Sorgen oder was zu essen.“ Ildikó von Kürthys, „Blaue Wunder“

Schüler-Wettbewerb

  1. „Es war Mitternacht, und Herr Taschenbier saß auf dem Dach von Frau Rotkohls Haus.“ Paul Maar, „Neue Punkte für das Sams“
  2. „Der Engel brannte.“ Heike Hohlbein „Krieg der Engel“
  3. „Erinnerungen sind aus wundersamem Stoff gemacht – trügerisch und dennoch zwingend, mächtig und schattenhaft.“ Klaus Mann „Der Wendepunkt. Ein Lebensbericht.“

Sonderpreis

Für die schönste Einsendung aus dem Ausland (Russland).

  1. „Der Hirbel ist der Schlimmste von allen, sagten die Kinder im Heim.“ Peter Härtling „Hirbel“

 


Berühmte erste Sätze der deutschen Literatur

Die durch die prominente Jury gewählten Gewinner des Wettbewerbs gibt es auch als Bild zum Download. Und auch als PDF sind die schönsten ersten Sätze der Deutschen Literatur verfügbar.


 

Der Wettbewerb

Erste Seite

Der erste Satz in einer Begegnung ist vor allem Teil des ersten Eindrucks, und für den gibt es bekanntlich keine zweite Chance.

Wie auch immer der erste Satz lautet, welches geistige Bild der Text mittels rhetorischer Fragen im Kopf des Lesers malt, welch triumphalen Abschluss der Autor auch gefunden hat, die Leidenschaft, mit der wir Bücher „verschlingen“, ist immer auch an die Zeit und persönliche Situation gebunden, in der wir sie gelesen haben. Kein noch so virtuoses Stakkato von Worten und Wörtern, und die mit ihnen gemalten Szenen, kann diese Dimension von Zeit und Raum übertünchen.

"Ich rate dem Leser, das Buch nicht auf der ersten Seite zu beginnen. Ich tute das deshalb, weil ich weiß, wie wenig die überzeugendste Versicherung des Autors verfängt, dass er einen außerordentlich interessanten Stoff vorzutragen habe."

Eine tiefsinnige Anmerkung, von dem Schriftsteller, der uns den unvergessenen Schmachtfetzen „Götter, Gräber und Gelehrte“ als Sachbuch zum Thema Archäologie bescherte. Sein Name: Kurt Wilhelm Marek, der dieses Buch im Jahr 1949 (ja, da war doch was …) unter dem Pseudonym C. W. Ceram veröffentlichte.


Die meisten eingereichten Sätze zählen zu den Klassikern der deutschen Literatur, und haben sich teilweise aufgrund dessen zu geflügelten Worten entwickelt. Andere hingegen sind erfrischend neu und so überraschend, dass sie die Neugier auf das ganze Werk wecken und auch zur Beschäftigung mit der ästhetischen Seite von Sprache anregen, was wohl zum didaktischen Zweck des Wettbewerbs gehörte.


Als Kategorien waren Romane, Erzählungen, Kurzgeschichten, Biographien, Essays und Novellen zugelassen.

Das zugehörige Genre spielte dabei keine Rolle: von den Klassikern, über Unterhaltungsliteratur bis zu Kinder- und Jugendliteratur, kam jede Art von Literatur in Frage.


Des Weiteren ist das nach dem Wettbewerb erschienen Buch aufwendig gestaltet (Leinen, Prägung, schöne (manchmal unscharfe) Fotos). Es enthält logischerweise nur eine Auswahl aller Einsendungen und noch einige mehr oder weniger hilfreiche Essays der Jury.

Wer weiß: vielleicht lautet ja der nächste Wettbewerb: der schönste Buchtitel, Filmtitel (siehe auch diese Sammlung der besten Filmzitate) , Anfang eines Gedichts oder der schönste Spruch der deutschen Sprache ...

Die Jury

Für die Wahl der drei Siegertitel war eine Jury mit prominenten Persönlichkeiten aus Literatur, Fernsehen und Sport zuständig:

  • Prof. Dr. Jutta Limbach — Präsidentin des Goethe-Instituts
  • Elke Heidenreich — Schriftstellerin und Literaturkritikerin
  • Marietta Slomka — Journalistin und Moderatorin
  • Heiner Brand — Trainer der deutschen Herren-Handballnationalmannschaft
  • Thomas Brussig — Schriftsteller
  • Paul Maar — Kinder- und Jugendbuchautor

Eines war Jury neben dem Vorschlag an sich wichtig: die leidenschaftliche Begründung zählt. Und so sind auch bei etlichen Einsendungen die Erklärungen spannender als der Satz, auf den sie sich beziehen.

  1. Welche Erwartungen weckte der gewählte schönste erste Satz?
  2. Welche Stimmung löste er aus?
  3. Und hielt die Geschichte, was der erste Satz versprach?

Die Gewinner, in den drei Kategorien "Erwachsene", "Kinder und Jugendliche" sowie "Schulklassen" wurden dann im November 2007 im Rahmen einer musikalisch-literarischen Gala in der Alten Oper in Frankfurt a.M. gekürt. Kurz darauf wurde dann eine Auswahl der schönsten ersten Sätze als Buch vom Hueber-Verlag veröffentlicht, als Ergänzung zu den Büchern "Das schönste deutsche Wort" und "Ausgewanderte Wörter".

Hier ist die Liste der Gewinner, nachträglich Herzlichen Glückwunsch, in den verschiedenen Kategorien.

Die Jury wählte unter den Wettbewerbseinsendungen in den drei Kategorien Erwachsene, Kinder und Jugendliche sowie Schulen jeweils drei Siegertitel aus. Ausschlaggebend für die Preisvergabe war die beste Begründung für die Wahl des schönsten ersten Satzes.

Die Preise für die Einreicher

Erwachsene

1. Preis: Eine Woche New York! Eine Studiosus-Reise für zwei Personen nach New York sowie ein persönliches Buchpaket.
2. Preis: Ein Wochenende im „Haus Lindequist“ auf Rügen samt Wärmflasche, Windjacke und einem Buchpaket.
3. Preis: Eine Artemide Leselampe sowie ein persönliches Buchpaket.

Kinder und Jugendliche

1. Preis: Eine Reise auf dem Hausboot der "Crown Blue Line" durch die französische Camargue für die ganze Familie (bis zu vier Personen).
2. Preis: Ein Sitzsack samt Wunsch-Buchpaket.
3. Preis: Ein Wunsch-Buchpaket und eine Taschenlampe.

Schulklassen

1. Preis: Ein Workshop mit dem Rap-Poeten Bas Böttcher für die ganze Klasse.
2. Preis: Ein mit dem witzigsten ersten Satz bedrucktes T-Shirt sowie ein persönliches Wunschbuch für jeden Schüler der Klasse.
3. Preis: Ein persönliches Wunschbuch und eine Taschenlampe für jeden Schüler.

Ausland

Der beste Vorschlag eines Deutschschülers aus dem Ausland wurde mit einem Sprachkurs im nächst gelegenen Goethe-Institut belohnt. Der zweite und dritte Preis für Deutschschüler und -schülerinnen aus dem Ausland waren Buchpakete und Lexika, die beim Erlernen der deutschen Sprache helfen.

Sonstige

Nichtsdestotrotz wurden unter den Teilnehmern jeder Kategorie jeweils 30 Buchpakete mit den drei Siegertiteln bzw. den drei Schul-Siegertiteln verlost.

 

Auf unserer Schwesterseite gibt es weitere schöne Gedichte zum nachlesen oder schmökern.